Autor: Daniel Wilhelmi

Noch hört oder liest man nichts darüber: Der Ölpreis befindet sich in einem neuen dynamischen Aufwärtstrend. Wie Sie im Chart für Ölsorte WTI (West Texas Intermediate) sehen, hat der Ölpreis bereits seinen mittelfristigen, seit September 2022 gültigen Abwärtstrendkanal gebrochen.

Chart: Öl (Sorte WTI) im letzten Jahr

Der Ölpreis (Sorte WTI) hat Mitte Juli den mittelfristigen Abwärtstrendkanal gebrochen (rote Linien). Damit ist die Bodenbildungsphase abgeschlossen. Das finale Signal für die Trendwende beim Ölpreis ist der Ausbruch über die Widerstandszone (blaue Linien). (Quelle: Yahoo Finance US)

Seit Ende Juni ist WTI-Öl von rund 67,50 USD/Barrel auf rund 81,50 USD/Barrel nach oben geschossen. Das ist ein Anstieg von rund +20 % in gut fünf Wochen. Ein gewaltiger Anstieg für den Ölpreis ohne eine externen Schockfaktor. Der Grund findet sich in einer Kombination aus fundamentalen Fakten und der Markttechnik des Ölmarktes.

So kürzen Saudi-Arabien und Russland weiter die Ölproduktionen, um den Ölpreis nach oben zu treiben. Zudem hoffen die Öl-Bullen auf Programme der chinesischen Regierung zur Stimulation der chinesischen Wirtschaft. Denn die Wirtschaftsdaten aus dem Reich der Mitte sind schlecht. Doch China ist aktuell nur Hoffnung und die vergangenen Ölkürzungen verpufften am Ölmarkt. Darum lesen Sie in der allgemeinen Wirtschaftspresse noch nichts über den jüngsten Ölpreisanstieg.

Ölpreis: Mittelfristiger Abwärtstrendkanal gebrochen

Doch hier kommt die Markttechnik des Ölmarktes ins Spiel: Nachdem der Ölpreis im zweiten Halbjahr 2022 und im ersten Halbjahr 2023 nur gefallen ist, war mit Ausnahme von professionellen Ölhändlern aus der Ölbranche praktisch niemand mehr in Öl investiert. Zudem hatten viele Profis Short-Positionen auf fallende Ölpreise aufgebaut. Das war der Easy-Trade im zweiten Halbjahr 2022 und ersten Halbjahr 2023.

Diese Konstellation aus großen Short-Positionen und massivem Investitionsdefizit ist jedoch sehr oft der Nährboden für eine dynamische Aufwärtsbewegung: Zuerst begannen Short-Seller mit der Schließung ihrer Positionen, als der Ölpreis im Juni nicht mehr auf neue Tiefs fiel. Das zog erste Käufer an. Es entwickelte sich eine Spirale aus weiteren Auflösungen von Short-Positionen und neuen Käufen.

Da Börsianer aktuell immer noch massiv unterinvestiert in Öl sind, befindet sich weiterhin ein gewaltiges Kauf-Potenzial im Ölmarkt. Hier steht viel frisches Kapital an der Seitenlinie. Mit jedem neuen charttechnischen Kaufsignal fließt seit Wochen immer mehr Kapital in den Ölsektor.

Börsianer sind massiv unterinvestiert in Öl

Wie geht es nun weiter? Wir stehen jetzt kurz vor der richtungsweisenden Entscheidung beim Ölpreis. Wie Sie im Chart sehen, ist der Ölpreis kurzfristig überhitzt und reif für eine Korrekturbewegung. Zumal der Ölpreis an einer entscheidenden Widerstandszone angekommen ist. Eine kurzfristige Korrektur ist also wahrscheinlich und gesund.  

Chart: Öl (Sorte WTI) im letzten Jahr

Der Ölpreis (Sorte WIT) läuft in die Spitze eines steigenden Dreiecks hinein. Diese Formation besteht aus der horizontalen Widerstandszone (blaue Linien) und dem Aufwärtstrend (grüne Linie): Der Ausbruch aus dieser Formation wird die mittelfristige Richtung für Öl vorgeben. (Quelle: Yahoo Finance US)

Doch dann wird es richtig spannend: Fällt der Ölpreis unter den Aufwärtstrend würde sich beim Ölpreis eine gefährliche Doppeltop-Formation herausbilden. Das ist ein bedeutendes negatives Chartsignal und signalisiert fallende Ölpreise. Aber: Wenn der Ölpreis über die Widerstandszone ausbricht, erhalten wir ein massives langfristiges Kaufsignal. Bei dem Ausbruch über die Widerstandszone ist ein schneller Ölpreisanstieg auf 90 USD/Barrel und ein mittelfristiger Anstieg auf 100 USD/Barrel wahrscheinlich.

Es gibt drei Möglichkeiten, wie Sie von einer Fortsetzung der Öl Rallye profitieren können:

  1. Investments in Öl (Sorte WTI), wenn der Ölpreis über 85,50 USD/Barrel ausbricht. Sie können mit Derivaten von erstklassigen Emittenten wie Morgan Stanley gehebelt oder ungehebelt in steigende Ölpreise investieren.
  2. Investments in Ölfirmen oder in Emerging Markets, die von steigenden Ölpreisen profitieren (z.B. Brasilien).
  3. Investments in andere Bereiche des Energiesektors, deren Aktien an der Börse normalerweise einher mit steigenden Ölpreisen nach oben gezogen werden. Dazu gehören z.B. Solar- und Windenergiewerte oder Uranaktien.

 

Fazit: Das bullische Szenario für die neue Stufe der Öl Rallye startet bei einem nachhaltigen Ausbruch über 85,50 USD/Barrel. Das bärische Szenario fallender Ölpreise tritt ein, wenn der Ölpreis an der Widerstandszone nach unten dreht und dann unter den Aufwärtstrend fällt. Dieses Signal entsteht bei Ölpreisen unter 78,00 USD/Barrel.

Disclaimer: Wir halten zum Zeitpunkt der Erstellung des Artikels Aktien oder Derivate auf Ölfirmen. Diese Positionen können jederzeit ausgebaut oder verkauft werden.