Russland-Krise, Kalter Krieg, China-Lockdowns und warum Saudi-Arabien der entscheidende Dominostein ist

Autor: Daniel Wilhelmi

Angesichts der hohen Ölpreise juckt es vielen Anlegern in den Fingern, auf den Öl- Zug aufzuspringen. Doch wir sagen: Vorsicht! Der aktuelle Ölpreis enthält eine geopolitische Risikoprämie. Wir taxieren diese Risikoprämie auf rund 20 USD/Barrel. Der Beleg dafür findet sich in China. Jeder weiß über den dramatischen Lockdown in Shanghai. Doch die Situation in China ist viel schlimmer:

Durch die verfehlte „Zero Covid“-Politik der chinesischen Regierung befinden sich in China laut einer neuen Analyse der Bank Nomura rund 373 Mio. Menschen in verschiedenen Formen von Lockdowns! Das sind mehr Menschen als in den ganzen USA leben (330 Mio. Menschen). 373 Mio. Menschen sind ein Viertel der gesamten chinesischen Bevölkerung.

Nicht nur dass: Es handelt sich primär um Stadtbevölkerung und damit die wohlhabenderen Schichten – also die tragenden Kräfte für den chinesischen Konsum und die chinesische Wirtschaft sind. Die Städte sind das Zentrum der chinesischen Wirtschaft. Shanghai, wo 30 Mio. Menschen im Lockdown sind, hat beispielsweise den größten Hafen der Welt.

Ölpreis spiegelt Angebot-Nachfrage-Verhältnis nicht wider

Die Auswirkungen der „Zero Covid“-Lockdowns auf den Konsumsektor in China und die globalen Lieferketten sind dramatisch. Aktuell sind mehr Chinesen im Lockdown als im Frühjahr 2020. Wir erinnern uns gut, was damals mit dem Ölpreis passierte: Er kollabierte. Und heute? Doch der Ölpreis hält sich konstant über 100 USD/Barrel und notiert auf dem gleichen Niveau wie Anfang März – bevor die Covid-Lockdowns in China und der neue Kalte Krieg zwischen Putin-Russland und dem Westen eskalierten.

Die sinkende Nachfrage und die Aussichten auf potenzielle Rezessionen in vielen Ländern rund um den Globus müssten sich eigentlichen in einem Ölpreis zwischen 70 bis 80 USD/Barrel widerspiegeln. Stattdessen pendelt Öl um 105 USD/Barrel. Wir erwarten aber nicht, dass der Ölpreis mittelfristig nachhaltig einbricht, wenn es zu einem Kriegsende in der Ukraine kommt.

Wir werden dann kurzfristig einen deutlichen Rückgang sehen – eine Erleichterungsrallye, dass der Krieg vorbei ist. Die Zielzone wären 90 bis 85 USD/Barrel. Aber dieser Rückgang dürfte nur von kurzer Dauer sein. Denn die Sanktionen gegen Russland werden Bestand haben, solange das Putin-Regime an der Macht ist. Der Markt wird schnell erkennen, dass wir in eine neue Eiszeit zwischen Ost und West eingetreten sind – und die muss eine neue Risikoprämie bei Öl beinhalten.

Fundamentale Daten rechtfertigen aktuell kein großes Aufwärtspotenzial

Diese Eiszeit-Prämie dürfte rund 20 USD/Barrel darstellen – und damit sind wir dann wieder bei Kursen um 110 USD/Barrel – wenn die Nachfrage normal ist. Dürfte sie aber angesichts drohender Rezessionen nicht sein. Die Investmentchance bei Öl ist de facto gelaufen.

Die Aktien der westlichen Öl-Konzerne sind hingegen interessant. Denn die verdienen bei diesen Preisen prächtig. Aber von direkten Long-Investments in Öl raten wir zum aktuellen Zeitpunkt ab. Zumal es einen Risikofaktor für Ölbullen gibt, über den aktuell noch niemand spricht: Saudi-Arabien.

Tatsächlich wäre Saudi-Arabien ein entscheidender Domino für die Lösung der aktuellen Probleme – und zwar auf allen Ebenen! Öl aus dem Iran ist eine schöne Story, die aber aufgrund der Sanktionen, der dortigen Regierung, dem Atomwaffenprogramm und der Israel-Problematik wesentlich schwieriger zu realisieren ist, als viele Menschen denken.

Die Saudis behaupten zwar, sie könnten nicht mehr Öl produzieren. Aber wir schenken diesen Aussagen wenig Glauben. Wenn die westliche Welt auf Saudi-Arabien nachhaltigen Druck zugunsten einer Ausweitung ihrer Ölproduktion macht, würde der Ölpreis aufgrund der dann folgenden Angebotsausweitung sinken.

Saudi-Arabien: Der Schlüssel für die Lösung vieler Probleme

Niedrigere Ölpreise drücken die Inflation und entlasten die Konsumenten in den westlichen Ländern (was wichtig für mittelfristig höhere Ölpreise ist, die wiederum im Interesse von Saudi-Arabien sind). Gleichzeitig reduzieren sich dadurch die Einnahmen von Russland. Einzig deren Öl- und Gas-Einnahmen verhindern aktuell einen vollständigen Zusammenbruch des russischen Haushalts (was übrigens primär Deutschland zu verantworten hat).

Der Krieg in der Ukraine kostet Russland rund 1,0 Mrd. USD pro Tag. Wenn der Ölpreis sinkt, wird Russland weniger Einnahmen verbuchen können. Sie wollen ein Ende des Kriegs-Horrors in der Ukraine? Das ist der Weg: Die Petrodollars (oder in diesem Fall Rubel) müssen reduziert werden. Da weite Teile der Bundesregierung offensichtlich nicht die Steine in der Hose haben, um gegen Russland hart vorzugehen, liegt die Lösung in Saudi-Arabien.

Doch wenn eine Saudi-Arabien-Lösung kommt, werden Long-Trader in Öl heftige Verluste verbuchen. Und es wird so schnell gehen, dass Sie niemals rechtzeitig aus ihren Positionen rauskommen werden. Deshalb sagen wir: Man muss nicht auf jeder Party dabei sein. Das Chance-Risiko-Verhältnis für Öl-Investments ist aktuell nicht mehr interessant.

Es gibt noch eine Alternative zu Saudi-Arabien: Die Wiederaufnahme von Fracking in den USA. Dadurch würde ebenfalls Druck auf den Ölmarkt kommen. Doch diese Entwicklung halten wir aufgrund der Umweltschäden und den damit verbundenen politischen Risiken für die Demokraten für aktuell unrealistisch.    

Fazit: Es gibt an der Börse immer einen Bullenmarkt. Sie müssen ihn nur finden. Im Energiesektor läuft er bei Uran. Dort wird das Geld verdient. Der Uran-Trade ist aktuell auch überhitzt. Aber hier können kurzfristige Korrekturphasen von spekulativen Anlegern als Kaufchancen genutzt werden.

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