Autor: Daniel Jansen
Wenn man einigen Marktteilnehmern in den letzten Wochen zugehört hat, könnte man meinen wir befinden uns derzeit mitten in einem Crash – oder zumindest kurz vor der Apokalypse. Negative Schlagzeilen rund um die Krise im Nahen Osten, schwache Konjunkturdaten aus den USA, hartnäckige Inflation und eine Verschiebung der Zinssenkungen bildeten definitiv kein positives Börsenumfeld.
Crash oder normale Korrektur?
Doch eines sollten wir uns bewusst machen: Wir befinden uns mitten in einem Bullenmarkt mit einer fulminanten Rallye, die ohne Luft zu holen von Anfang November 23 bis Ende März dieses Jahres gelaufen ist. Der S&P 500 Index legte in diesem Zeitraum um +28% zu, die Technologiebörse Nasdaq sogar um +31%.
Alle technischen Indikatoren deuteten wochenlang auf eine überfällige Korrektur hin. Ob diese von negativen News ausgelöst, oder nur von diesen begleitet wird, ist im Ergebnis egal.
Gewinnmitnahmen insbesondere bei den Tech-Werten
Denn in jeder Rallye gibt es Gewinnmitnahmen und dadurch ausgelöste Korrekturen. Das Ausmaß ist derzeit für die Trendstruktur des laufenden Bullenmarktes normal und gesund. Der S&P 500 hat in einer ersten Korrekturbewegung im Maximum um -5,7% nachgegeben, der Nasdaq Index um -8%. Die Frage, die wir uns gestellt haben, war nicht, ob eine Korrektur kommt, sondern wann und mit welchem Ausmaß. Teil 1 der Frage ist beantwortet. Die Korrektur läuft. Das Ausmaß der Korrektur ist gerade in der derzeitigen Earnings-Season schwer vorauszusagen. Die Ergebnisse der Big-Techs geben oft die Richtung vor.
Überraschungen bei den Quartalsberichten
Während Tesla als Reaktion auf eher schwache Zahlen mit +20% deutlich ins Plus sprang, passierte bei Meta genau das gegenteilige Szenario: Starke Zahlen, aber auch hohe Investitionen und eine uneinheitliche Guidance ließen den Kurs zunächst um -10% einbrechen. Am Donnerstag legten dann Microsoft und Alphabet mit guten Ergebnissen und einem nachbörslichen Plus von +4% (Microsoft) bzw. +11% (Alphabet) nach. Beide profitierten von gestiegener Nachfrage im Cloud-Segment und sendeten die starke Message, dass ihre hohen Investitionen in künstliche Intelligenz sich bezahlt machen.
Korrektur bereits vorbei?
Die im Schnitt positive Reaktion auf die jüngsten Berichte bestärkt die Theorie, dass wir uns näher am Ende der aktuellen Korrektur befinden als am Anfang.
Die Chance besteht, dass wir das Ende bereits gesehen haben. Ebenso möglich ist aber ein zweites „Abwärtsbein“ in der Korrektur. Mit größerer Wahrscheinlichkeit geht dieses aber nicht tiefer als die eingezeichnete Zielzone im S&P 500 Chart. Dort finden sich wichtige Unterstützungen. Wir sehen, dass der Index die Zielzone bereits erreicht hat und anschließend eine Gegenbewegung gestartet ist. Der zweite Korrekturimpuls (wenn er denn kommt), sollte im Idealfall nicht tiefer als 4800 Punkte gehen.
Fazit: Trotz aller Krisenszenarien befinden wir uns weiterhin im Bullenmarkt. Dort allerdings in einer Korrektur, die bald ihr Ende finden sollte. Wer nach einem Long-Einstieg sucht, sollte nicht mehr lange warten. Der aktuelle Dip bietet Gelegenheiten und eine Korrekturausweitung wäre kein größeres Problem.