Autor: Daniel Wilhelmi
Die Börsenbullen tanzen im Club „Rallye“ auf den Tischen und besprühen sich gegenseitig mit Schampus-Flaschen. Aber bei den Bitcoin-Investoren sehen wir lange Gesichter. Nach einem ersten starken Kurssprung auf den Flash-Crash am „Schwarzen Montag“ ist die Preisentwicklung von Bitcoin BTC in der letzten Woche eine große Enttäuschung.
Während die Aktienbörsen ein wahres Kursfeuerwerk abschossen und Aktien wie Nvidia oder SMCI in wenigen Tagen um über +30% anstiegen, bröckelt der Bitcoin-Preis sogar ab. Dabei hat Bitcoin BTC historisch eine hohe positive Korrelation zu der Kursentwicklung der US-Technologiebörse Nasdaq. Hier der Langfristchart seit 2020, als Bitcoin seinen Durchbruch an den Kapitalmärkten schaffte:
Chart: Vergleich Bitcoin BTC vs. Nasdaq Composite seit 2020
Sie sehen im langfristigen Chart, dass sich Bitcoin BTC (grün-rote Candles) im Einklang mit dem Nasdaq Composite (lila Linie) verläuft. Doch nun schauen Sie sich den Vergleichschart seit 2024 an. Sie sehen im gelben Kreis, dass Bitcoin BTC die Kursentwicklung des Nasdaq Composite bereits seit März nicht mehr nachvollzieht (gelber Kreis).
Chart: Vergleich Bitcoin BTC vs. Nasdaq Composite seit 2024
Während der Nasdaq Composite von März bis Juli auf ein neues Allzeithoch anstieg, gab Bitcoin BTC sogar ab. Besonders auffallend ist die Schere seit dem „Schwarzen Montag“ im folgenden Chart. Während der Nasdaq Composite seine Rallye-Bewegung weiter fortsetzt, schwächelt Bitcoin BTC. Das macht historisch keinen Sinn: In einem Risiko-bereiten Börsenumfeld wie der letzten Woche müsste Bitcoin den Nasdaq Composite eigentlich massiv outperformen.
Chart: Vergleich Bitcoin BTC vs. Nasdaq Composite seit August 2024
Das ist umso überraschender, da die Daten aus der Blockchain zeigen, dass die langfristig orientierten Bitcoin-Wale seit dem Schwarzen Montag massiv auf der Käuferseite stehen. Irgendjemand verkauft also noch mehr als die Wale kaufen – und das sind keine kleinen Privatanleger mit ihrem Revolut-Kryptokonto…
Das sind die großen Adressen der Hochfinanz. Dies führt uns zu zwei Erklärungsmodellen: Die wissen etwas, was die Masse der Börsianer nicht weiß, und laden ihre Bitcoin vor irgendwelchen ultra-schlechten Zukunfts-Nachrichten an die Hardcore-Fans und Privatanleger ab. Das wäre ganz schlecht für die mittelfristige und vielleicht auch langfristige Entwicklung von Bitcoin BTC oder den Kryptos.
Oder: Die Big Player der Wall Street drücken gezielt den Kurs, um ihre Top-Kunden zu möglichst günstigen Kursen in ihre neuen Bitcoin-ETFs zu bringen. Durch die ETF-Zulassungen und dementsprechende Derivate ist es für die Hochfinanz jetzt erstmals möglich, massiven Einfluss auf die Kursentwicklung von Bitcoin BTC auf der Short-Seite zu nehmen.
Dieses zweite Szenario würde also kurz- bis mittelfristig zu hohen Volatilitäten führen – vermutlich mit einigen massiven Kurseinbrüchen nach unten, um möglichst viele Panik-Verkäufe von Privatanlegern auszulösen. So würden die Big Player ihren Kunden bessere Einstandskurse bieten.
Dieses zweite Szenario wäre mittel- bis langfristig extrem bullisch für Bitcoin. Denn in der Sekunde (und bei Bitcoin ist das aufgrund des nonstop Handels wörtlich zu nehmen), wo die künstliche Preismanipulation aufhört, wird Bitcoin eine gewaltige Rallye starten. Und die Betonung liegt dann auf dem Wort „gewaltig“.
Fazit: Basierend auf dem aktuellen Informationsstand bevorzugen wir Szenario Zwei. Wir haben derartige Marktmanipulationen in anderen Assets in der Vergangenheit schon oft gesehen. Aber das Risiko von Szenario Eins darf nicht außer Acht gelassen werden. Denn in der Vergangenheit sahen wir so eine Schere nur durch eine Outperformance von Bitcoin (2020/21 und 2017). Sollte sich die Performance-Schere zwischen einem schwachen Bitcoin und dem Nasdaq Composite (und übrigens auch gegenüber Gold) ausweiten, ist das ein akutes Warnzeichen.