Autor: Daniel Wilhelmi
Die Aktie von Adial Pharmaceuticals (US-Kürzel: ADIL) erlebte in 2021 eine wilde Achterbahnfahrt. Was ist passiert und wie steht das Unternehmen jetzt da?
An der Börse müssen wir immer zwischen einem Unternehmen und dessen Aktienkurs unterscheiden. Im Idealfall verlaufen die fundamentalen Entwicklungen bzw. die Perspektiven eines Unternehmens und die Entwicklung des Aktienkurses parallel.
In der Realität der Börse passiert dies bei Small Cap-Aktien nur sehr selten. Hier haben wir oftmals eine große Schere zwischen dem Aktienkurs und den fundamentalen Entwicklungen – worin ja genau die Chancen für kluge Investoren liegen.
Der Grund: Da sich Small Cap-Firmen aus dem Biotech- und Hightech-Sektor oftmals in frühen Entwicklungsphasen befinden, gibt es für Anleger weniger Informationen über die Unternehmensentwicklung. Da lässt mehr Raum für Spekulationen und emotional gesteuertes Anleger-Verhalten.
Große Schere zwischen Geschäftsentwicklung und Aktienkurs bei Adial
Zudem führt das Informationsdefizit bei Small Caps häufig zu einem Herdentrieb bei Investoren. Da die meisten Anleger nicht genau über ein Unternehmen Bescheid wissen und sich nicht tiefergehend informieren, laufen sie der Masse der Anleger hinterher – egal ob die Aktienkursentwicklungen mit der Unternehmensentwicklung übereinstimmen oder nicht.
Steigt ein Small Cap kontinuierlich an, springen immer mehr Anleger auf den fahrenden Zug auf. Fällt eine Aktie, verkaufen dieselben Anleger ohne Rücksicht auf die reellen Fortschritte des Unternehmens. Genau die letztere Entwicklung haben wir bei Adial im zweiten Halbjahr 2021 erlebt.
Spiegelt die Korrektur der Aktie im Herbst/Winter 2021 die fundamentale Entwicklung von Adial wider? Die Antwort: Überhaupt nicht. Adial Pharmaceuticals steht heute viel besser da als vor einem Jahr. Es gab in 2021 keine wichtigen fundamentalen Nachrichten, die schlecht ausfielen.
2021: Ein historisches Jahr für Adial
Im Gegenteil: CEO Bill Stilley hat alles erfolgreich umgesetzt, was er in unserem ersten Webinar vom 11. November 2020 in Aussicht stellte. Der wichtigste Punkt ist natürlich die ONWARD Phase 3-Studie des Spitzenwirkstoffs AD-04 gegen die Alkohol-Krankheit AUD.
Die Corona Krise und Lockdowns in 2020 sorgten für Verzögerungen zu Beginn der Phase 3-Studien. Aber nachdem diese Verzögerungen in die Planungen eingebaut wurden, lieferte Adial Pharmaceuticals in 2021 innerhalb des neuen Zeitrahmens ab!
- 2021: 50 % der Patienten haben ihre Phase 3-Teilnahme gestartet.
- Juli 2021: 90 % der Patienten haben ihre Phase 3-Teilnahme gestartet.
- August 2021: 100 % der Patienten haben ihre Phase 3-Teilnahme gestartet. Patientenzahl am Ende sogar höher als ursprünglich geplant.
- September 2021: 50 % der Patienten, die vollständig an der Studie teilnahmen, haben ihre Behandlung abschlossen. Abbruchquote liegt deutlich unter Erwartungen des Unternehmens.
- November 2021: Ankündigung, dass der letzte Patient seine Behandlung in der Phase 3-Studie planmäßig Ende Februar 2022 abschließen soll. Die Studie verläuft damit genau im Zeitplan.
Die Daten, z.B. die niedrigere Abbrecherquote, rund um den Ablauf der ONWARD Phase 3-Studie liegen sogar über den Erwartungen des Adial-Managements. CEO Bill Stilley hat wiederholt bestätigt, dass die Phase 3-Studie Ende Februar 2022 abgeschlossen wird und dass wir den ersten Data-Readout im Frühjahr 2022 erhalten.
Damit hat Adial in 2021 einen historischen Meilenstein erreicht, auf den das Unternehmen seit Jahren hinarbeitete.
Finanzierungsdeal, Patente und eine erfolgreiche Übernahme
Hinzu kamen weitere Highlights wie die Übernahme des kleinen Biotech-Unternehmens Purnovate im Januar 2021 und der wichtige Finanzierungsdeal mit Keystone Capital Partners im März 2021.
Purnovate wurde zum sehr günstigen Kaufkurs von 2,0 Mio. USD übernommen. Zahlreiche Wirkstoffe von Purnovate wurden in 2021 so weit entwickelt, dass sie in 2022 und 2023 in die klinischen Testphasen überführt werden sollen.
Sind diese Tests erfolgreich, will CEO Stilley die Wirkstoffe gegen verschiedene Krankheiten (u.a. gegen Krebs) an andere Firmen verkaufen oder auslizensieren. Man behält nur die Wirkstoffe zur Behandlung von Suchterkrankungen und Schmerzen (zu Behandlung der hohen Abhängigkeit von Schmerzmitteln). Das war von Anfang an der Plan, den Adial nun konsequent umsetzt. Auch hier hat Adial alles realisiert, was in Aussicht gestellt wurde.
Aufgrund der frühen Entwicklungsphasen der Wirkstoffe ist die Purnovate-Story in 2022 jedoch nur ein Nebenkriegsschauplatz. Bedeutender war die sehr positive Nachricht über den Finanzierungs-Deal mit Keystone Capital, der Adial Zugang zu frischem Kapital ermöglicht, um die Studien von AD04 zu finanzieren.
Positive Überraschungen in 2021
Zwei weitere positive Überraschungen: Die Aufnahme in den Russel Microcap Index im Juni 2021. Noch wichtiger für die mittelfristige Geschäftsentwicklung war die Zustimmung der amerikanischen Patentbehörde im Juni 2021, dass Adial Patente auf den Gentest im Rahmen der Behandlung von AD04 anmelden kann.
Das eröffnet für Adial interessante zusätzliche Monetarisierungs-Möglichkeiten mit einer potenziellen Vermarktung des Gentests, wenn AD04 die finale Phase 3-Tests erfolgreich abschließt und auf den Markt kommt. Zudem erhielt Adial im August 2021 vier neue Patente für AD04 zur Anwendung gegen AUD und auch OUD (Opioid Use Disorder).
Die einzige Flop-Nachricht in 2021 war die Ablehnung des „Fast Track Status“ für AD04 durch die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (eingereicht im Februar 2021). Aber dieser Antrag war immer nur ein Bonus und nie Teil der ursprünglichen Entwicklungsplanung von AD04 in 2021.
Deshalb stört uns diese Nachricht nicht. Wir schätzen den Aktionismus des Managements, Dinge für das Unternehmen zu bewegen. Es war einen Versuch wert. Die FDA will erst mehr Daten der Phase 3 sehen. Das ist legitim. Wenn die Daten der Phase 3 positiv ausfallen, kann Adial bei der FDA wieder einen Antrag auf eine schnellere Medikamenten-Zulassung stellen.
Aktie von allgemeiner Marktschwäche bei Biotechs nach unten gezogen
Trotz der starken fundamentalen Entwicklung des Unternehmens ist die Entwicklung der Adial-Aktie seit Herbst enttäuschend. Hierfür gab es drei Gründe. Der erste Grund: Im Herbst/Winter wurden Biotech-Aktien im Zuge der Börsen-Sorgen über kommende Zinserhöhungen massiv abverkauft. Der Nasdaq Biotech Index fiel von August 2021 bis zu den Tiefs im Dezember 2021 um -18 %.
Eine Korrektur von -18 % in rund vier Monaten ist für einen Index, selbst für einen Index mit spekulativen Werten, ein schwerer Verlust. In so einem Marktumfeld fallen kleine Small Cap-Aktien, die noch keine Medikamente auf dem Markt haben und noch keine Umsätze oder Gewinne erzielen, historisch überdurchschnittlich stark.
Genau das ist bei Adial, wie auch bei vielen anderen Small Cap-Aktien aus dem Biotechsektor, passiert. Hinzu kam, dass Short-Seller die Adial-Aktie leer verkauften, als sich der Trend nach unten bestätigte. Dadurch wurde die Abwärtsbewegung beschleunigt.
Hierzu muss man sagen: Das Management hätte einen besseren Job in der Investor Relations-Arbeit machen müssen. Man hätte besser am Markt kommunizieren müssen, wie historisch erfolgreich das Jahr 2021 für Adial war und, dass die Aktienkursentwicklung nur auf Börsendynamiken und nicht auf fundamentale Entwicklungen zurückzuführen war.
Doch jetzt sind wir in 2022 – und damit sprichwörtlich nur noch wenige Wochen vom Abschluss der aktuellen ONWARD Phase 3-Studien entfernt. Danach werden die Daten von einem unabhängigen Unternehmen ausgewertet. Laut Adial-CEO Stilley können wir Anfang des zweiten Quartals 2022 mit der Veröffentlichung der ersten Ergebnisse für AD04 rechnen. Adial Pharmaceuticals ist damit eine der spannendsten Biotech-Aktien der kommenden Monate.