Autor: Daniel Jansen
Vergangene Woche ging es wild zu bei der größten Kryptowährung. Am Mittwoch gab es einen Flash-Crash, bei dem der Kurs innerhalb weniger Minuten um fast 5000 USD, bzw. 11% fiel. Ein Marktbericht, nachdem angebliche Insider Informationen die Ablehnung aller Bitcoin Spot-ETF Anträge im Januar voraussagten, machte die Runde.
Bereits am nächsten Tag egalisierte der Kurs rund die Hälfte der Verluste und stabilisierte sich zwischen 43.500 und 44.000 USD. Erneut machten Spekulationen die Runde – diesmal aber das genaue Gegenteil: Die SEC werde die Anträge von BlackRock und allen anderen Vermögensverwaltern bereits am Freitag, den 05.01. genehmigen.
Faktencheck: Laut Experten alles nach Plan
James Seyffart, ETF-Analyst bei Bloomberg, bezeichnete die Spekulationen als „Lärm“ und sagte, er rechne weiterhin mit einer Zulassung zwischen dem 8. und 10. Januar. Seyffart hob zudem hervor, dass sehr vieles von den Änderungsanträgen 19b-4 und S-1 abhänge – dies seien die finalen Dokumente, die noch von der SEC genehmigt werden müssen. Eric Balchunas, ebenfalls Analyst bei Bloomberg, twitterte, dass die SEC derzeit finale Kommentare abgebe und, dass die Emittenten zeitnah fehlende Formulare einreichen werden.
Am Freitag den 05.01. reichten dann alle Antragssteller tatsächlich die benötigten 19b-4 Dokumente ein. In der Theorie steht die Zulassung kurz bevor, denn die offizielle Deadline läuft am Mittwoch, den 10.01. ab. Bis dahin müssen die S-1 Anträge ebenfalls vorliegen. Sollte die Prüfung positiv ausfallen, kann der Handel der ETFs theoretisch bereits am 11.01. starten.
Zulassung erfolgt – was passiert dann?
Nach unbestätigten Meldungen plant allein BlackRock initiale Investments von ca. zwei Mrd. USD. Das klingt erst einmal viel. Doch bei der aktuellen Marktkapitalisierung von 861 Mrd. USD wird dieses Investment allein kein Treiber für eine signifikante Kursexplosion sein. Viel wichtiger ist das positive Signal, das von der Zulassung ausgeht. Die ETFs eröffnen neue Möglichkeiten, vor allem für institutionelle Investoren, über regulierte Finanzprodukte in Bitcoin zu investieren. Das ist ein wichtiger Schritt, der mittel- und langfristig den Weg für wesentliche größere Kapitalzuflüsse ebnet.
Da der Markt in der Regel die Erwartung zukünftiger Entwicklungen vorweg nimmt, müssen wir uns fragen, ob die Zulassung der ETFs eingepreist ist. In den Vergangenen Monaten hat sich das Narrativ um die ETFs zu einem regelrechten Hype entwickelt. Privatanleger legen große Hoffnung in den positiven Ausgang. Auch unter Profi-Investoren ist die Rede von einer 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit der Zulassung. Dieser Logik folgend, müsste eigentlich alles eingepreist sein – oder etwa nicht?
So einfach ist es in diesem Fall nicht. Das Investment der Institutionellen Investoren, die auf die Möglichkeit eines regulierten Finanzproduktes warten, kann noch nicht eingepreist sein. Anders als bei bereits vorhandenen Investment-Optionen kann hier kein vorab-Run in Antizipation einer positiven Meldung stattfinden. Eingepreist ist lediglich die Euphorie der Anleger, die auch bislang schon direkt in BTC investiert haben. Doch dieser Faktor ist nicht zu unterschätzen und gleichzeitig ein Warnsignal. Sehr viele Investoren und Trader sind jetzt deutlich im Plus und werden im Falle einer Entscheidung pro ETF zunächst Gewinne mitnehmen. Bleibt abzuwarten, ob wir hier ein klassisches „Sell the News“ Event sehen werden, bei dem der Kurs trotz positiver Meldung einbricht. Möglich ist auch ein direkter, deutlicher Kursanstieg.
Anträge werden abgelehnt – der Worst Case?
Doch was passiert, wenn die Anträge von der SEC abgelehnt werden? Es scheint momentan sehr unwahrscheinlich, dass wir ein endgültiges „Nein“ der Aufsichtsbehörde erleben. Dazu sind die Verhandlungen und auch der erzielte Konsens mit den Vermögensverwaltern zu weit fortgeschritten. Eine Ablehnung zum jetzigen Zeitpunkt wäre zunächst eine vorläufige – die Entscheidung würde vertagt und neue Bedingungen ausgehandelt. Dies ist in der Vergangenheit schon mehrfach vorgekommen und ein normaler Vorgang. Trotzdem würde damit dem aktuellen Hype der Stecker gezogen und ein deutlicher Abverkauf wäre das Resultat.
Fazit: Um die Zulassung der BTC-Spot-ETFs ist ein extremer Hype entstanden. Diese Woche stehen wichtige Entscheidungen an. Doch sowohl bei positivem Ausgang als auch bei einer vorläufigen Ablehnung durch die SEC ist ein Abverkauf möglich (in letzterem Fall sehr wahrscheinlich). Langfristig wäre die Zulassung ein wichtiger, positiver Katalysator für institutionellen Kapital-Zufluss. Die Erfolgsgeschichte des Bitcoins hängt jedoch nicht davon ab. Wichtiger ist das anstehende Halving im April dieses Jahres und die Entwicklung der generellen Marktrichtung. Diese wiederrum hängt stark an der Zinspolitik der Zentralbanken und dem Ausgang der Wahlen in den USA sowie anderen geopolitischen Ereignissen.