Krypto Update: Ethereum, Ripple & Bitcoin
Nach der Zinsanhebung der FED um 0,75 Basispunkte reagierten die Aktienmärkte und auch der Krypto-Sektor mit einem empfindlichen Rücksetzer in Richtung des Juni-Tiefpunktes. Einmal mehr zeigt sich, dass es keine Entkopplung von Kryptos und Börse gibt. Wir werfen in einem kurzen Update einen Blick auf Bitcoin, Ethereum und Ripple.
Ethereum: „Sell the News“ nach dem Merge?
Am 15. September war es endlich soweit: Der langersehnte Merge und die damit einhergehende Umstellung von Proof of Work auf Proof of Stake ging erfolgreich über die Bühne. Wir haben darüber im Vorfeld an dieser Stelle berichtet. Im Anschluss an das Ereignis ist der typische „Sell the News“ Effekt eingetreten. Die bei der Pre-Merge-Rallye entstandenen Gewinne wurden abverkauft. Zusätzlich gab der Einbruch der Märkte einen bearishen Schub und der Kurs gab (Stand heute) um über 20% nach. Wir haben darauf hingewiesen, dass genau das passieren kann. Auch wenn im Bärenmarkt kurzfristig durchaus noch deutliches Potenzial nach unten besteht, so ist das langfristige Risiko durch den erfolgreichen Merge jetzt deutlich reduziert. Unsere Strategie bei Ethereum ist eine langfristige – daher kaufen wir weiter in kleinen Chargen.
Ripple: Fantastische Aussichten oder nur Gerüchte?
Ripple hat in den vergangenen Wochen eine wahre Kursexplosion hingelegt. Vom Jahrestief bei 0,29 USD stieg der XRP-Kurs um fast 90% auf 0,55 USD an. Der Grund ist simpel, aber doch nicht so klar, wie er erscheint: Seit beinahe zwei Jahren läuft eine Klage der SEC (Security and Exchange Commission) gegen Ripple. Die US Börsenaufsicht stufte 2020 aus ihrer Sicht die Kryptowährung XRP als nicht registriertes Wertpapier ein. Schon damals gab sich Ripple CEO Brad Garlinghouse zuversichtlich und siegessicher.
In den letzten Wochen bekräftigte er mehrfach seinen positiven Ausblick. Aufkommende Gerüchte über eine Einigung zwischen Ripple und der SEC befeuerten den Kursanstieg. Zudem wurde ein Antrag bewilligt, wonach die Fristen für Anträge auf die Versiegelung von Beweismitteln verlängert werden. Die letzte Frist für einen Antrag auf Versiegelung durch Dritte ist der 9. Dezember 2022 und die Möglichkeit Einspruchs gegen einen solchen Antrag verfällt am 22. Dezember. Danach soll zeitnah ein Urteil gesprochen werden. Die allgemeine Erwartungshaltung spiegelt wieder, dass es zugunsten von Ripple ausfallen wird.
On-Chain-Daten der Krypto-Analyse-Firma Santiment indizieren zudem, dass die „Whale-Adressen“ (Anleger, die zwischen 1-10 Mio. XRP halten) seit Ende 2020 kontinuierlich zukaufen.
Ist Ripple aus diesen Gründen derzeit ein Kauf? Aus meiner Sicht nur mit einer kleinen Summe „Spielgeld“. Auch wenn Ripple ein extrem vielversprechendes Projekt ist, ist die upside ist derzeit bei anderen Kryptowährungen ähnlich hoch – das Risiko jedoch deutlich geringer. Seriös kann niemand beantworten, ob das Urteil positiv ausfallen wird. Ebenfalls dagegen spricht, dass der Kurs bereits zu stark gestiegen ist. Hier hätte man früher einsteigen können und das positive Sentiment für einen Trade nutzen.
Bitcoin: Keine klare Richtung, aber eine eindeutige Investment-Strategie
Auch für den Bitcoin gilt keine Ausnahme: Der Bärenmarkt ist noch nicht vorbei. In den letzten Wochen wurden die Juni-Tiefpunkte erneut an getestet. Auf der positiven Seite steht, dass beim Stand von 18.100 USD genügend Volumen in den Markt kam, um den Kurs wieder über 20.000 zu bewegen. Um einen klaren Aufwärtstrend zu bilden, müsste der sich der Kurs allerdings nachhaltig über 25.000 etablieren. Wahrscheinlicher ist derzeit allerdings ein erneuter Test der tieferen Level. Was wir uns immer vor Augen führen müssen: Die Volatilität von Kryptowährungen ist deutlich höher als bei Aktien. In den letzten Bärenmärkten hat BTC ca. 80% verloren. Um dieses Level zu erreichen, müsste der Kurs auf 13.000 USD fallen – je nach Entwicklung der Märkte kein unrealistisches Szenario. Auch Kurse von unter 10.000 kann man derzeit nicht ausschließen.
Wann ist also der „richtige“ Zeitpunkt für ein BTC Investment? Den exakten Tiefpunkt zu treffen ist reine Glückssache. Die Frage, die man sich stellen sollte, ist die nach einem günstigen Chance-Risiko-Verhältnis. Ist man bei Bitcoin bullish eingestellt und hält in Zukunft neue All-Time-Highs für realistisch? Einen mittel- bis langfristigen Zielkurs von 100.000 USD angenommen (lassen wir mal die Phantasien von 500k aufwärts außen vor), wäre die potenzielle upside derzeit 400%. Auf der anderen Seite besteht durchaus eine temporäre downside von -50%. Das Chance-Risiko Verhältnis ist also jetzt extrem gut – deutlich besser als vor einem Jahr.
Ich bleibe bei meiner Dollar-Cost-Average Strategie: Regelmäßige Zukäufe in kleinen Chargen werden konsequent durchgezogen. Angefangen beim Preis von 50.000 USD habe ich die Zukäufe erhöht, je tiefer der Kurs stand. Mit einem durchschnittlichen Einkaufspreis von derzeit 26.000 USD bin ich zwar im Minus – jedoch schlage ich damit den Star Investor Michael Saylor (Micro Strategy) bislang deutlich: Sein durchschnittlicher BTC Preis liegt bei 30639 USD. Allerdings hat er mit 3,98 Milliarden USD etwas mehr investiert als ich.
Fazit: Der Kryptomarkt bleibt erwartungsgemäß volatil mit deutlich Luft nach unten. Die Zeit für Zukäufe bei den kleineren Altcoins ist noch nicht gekommen. Bei den großen Kryptos bieten sich Käufe in Chargen an – vorausgesetzt man hält die Schwankungen aus und ist bereit, die Positionen langfristig zu halten. Übrigens: Im Gegensatz zu Aktien sind Gewinne aus Kryptowährungen bei einer Haltedauer von mindestens einem Jahr weiterhin steuerfrei. Auch ein Grund für die längerfristige Perspektive.