Bitcoin hat im Laufe der Woche die 30.000 USD Marke geknackt und insgesamt seit dem Tief im November (15.500 USD) um satte 97% zugelegt. Das ist sensationell. Nicht, weil es 97% sind. Sondern weil die Geschehnisse rund um Krypto nicht negativer hätten sein können. Die Bankenkrise, der FTX Zusammenbruch, der Binance Skandal und Druck von US-Regulierungsbehörden beherrschten die Schlagzeilen. Und was macht der Bitcoin? Er steigt und steigt.
Bei den Anlegern macht sich derzeit Euphorie breit. Man sieht sich schon im nächsten Bullenmarkt rund um das 2024 bevorstehende nächste Halving. In der Systematik des Bitcoins ist alle vier Jahre (genauer gesagt alle 210.000 Blöcke) eine künstliche Verknappung durch das Halving (Miner erhalten nur noch die Hälfte an Mining-Rewards pro Block). Durch diese künstliche Verknappung des Angebots steigt logischerweise die Nachfrage. Dieser Zyklus um das Halving herum beinhaltete zuletzt 1000 bis 1100 Tage Bullenmarkt, gefolgt von 360-400 Tagen Bärenmarkt. Diese Marke haben wir im November 2022 erreicht und seitdem geht es aufwärts.
Diesmal ist alles anders – oder doch nicht?
Eine Sache ist in diesem Zyklus komplett anders: Es gibt kein Gelddrucken der Zentralbanken und die US-Wirtschaft steht kurz vor einer Rezession. Solche eine Situation hat der Kryptomarkt in seiner noch jungen Historie noch nie erlebt. Welche Auswirkungen das hat, wissen wir nicht. Aber höchstwahrscheinlich kann man sich von Gedanken an eine Verzehnfachung diesmal verabschieden. Die ist aber auch gar nicht nötig, um exzellente Renditen zu realisieren.
Die für Investoren entscheidenden Fragen lauten: Sind wir bereits im Bullenmarkt des nächsten Zyklus angekommen? Oder sehen wir noch einen neuen Tiefpunkt?
Jeder Trend hat mal ein Ende und kein Kurs verläuft linear – schon gar nicht im Kryptomarkt. Je länger der derzeitige Aufwärtstrend anhält, desto wahrscheinlicher wird eine Korrektur. Und Korrekturen können beim Bitcoin erfahrungsgemäß extrem ausfallen. Ein Kursverlust von 20-50% ist jederzeit möglich.
Bitcoin vor entscheidender Marke
Vom derzeitigen Level von knapp über 30.000 USD wäre ein -50% gleichbedeutend mit einem Fall auf ein neues Tief von 15000. Damit wäre per Definition ein Abwärtstrend bestätigt.
Das derzeitige Level um 30.000 USD ist für die weitere Richtung deswegen so entscheidend, weil es eine wichtige psychologische Marke darstellt und zudem charttechnisch ein wichtiges Resistance-Level bei ca. 31.500 USD liegt. Wird ein Widerstand durchbrochen, ist er anschließend häufig eine neue Unterstützung. Man sieht im Chart, dass der Bereich in der Vergangenheit eine starke Unterstützungszone war.
Daraus ergeben sich für mich zwei kurzfristige Szenarien:
Szenario 1: Bitcoin schafft es nicht, die 31.500 nachhaltig zu überwinden und dem derzeitigen Aufwärtstrend geht die Luft aus. Dann wird es spannend zu sehen, ob im Falle einer Korrektur der Bereich um 20.000 als Unterstützung hält oder die Tiefs aus November (15.500 USD) erneut getestet werden.
Szenario 2: Der Trend verläuft ungebrochen weiter. Dann kann es schnell bis zu 42.000 oder 43.000 USD gehen. Hier liegen die nächsten bedeutenden Widerstandszonen aus der Vergangenheit. In diesem Fall ist es unwahrscheinlich, dass wir die alten Tiefs noch einmal sehen.
Ethereum „Shapella“ Upgrade
Am 12. und am 13. April gab es zwei lange geplante Upgrades des Ethereum Netzwerks. Das sogenannte Shanghai Upgrade und das Capella Upgrade (in Kombination „Shapella“ Upgrade genannt) liefern neue Funktionalitäten. Unter anderem wurde erstmals die Abhebung von gestakten Ether Coins möglich. Beim Crypto-Staking halten Nutzer Kryptowährungen in einer Wallet, um die Blockchain-Netzwerke zu unterstützen und zu validieren. Im Gegenzug erhalten sie Belohnungen in Form von zusätzlichen Einheiten, also eine Art Verzinsung. Die Abhebung der gestakten Ether Coins wurde mit dem „Shapella“-Upgrade erstmalig möglich. Einige Investoren befürchteten deutliche Abverkäufe und einen daraus resultierenden Preisverfall von Ether.
Wir haben bereits vor im September den Standpunkt vertreten, dass die Sorge unbegründet ist. Und wir haben Recht behalten. Die Freigabe erfolgt bislang sehr kontrolliert und in kleinen Schritten. Ein großer Verkaufsdruck ist ausgeblieben. Im Gegenteil: Die positiven News dienten offenbar als Katalysator für einen Kursanstieg um fast 15% innerhalb von wenigen Tagen. Man muss es ganz klar so sehen: Trotz des „unstaking“ steht Ethereum im Moment als einer der großen Gewinner da. Seit November letzten Jahres legte der Kurs um 92% zu. Aber auch hier gilt: Eine Korrektur wird kommen – die Frage ist nur wann.
Fazit: Wir bleiben unserer Strategie treu und kaufen sowohl Ethereum als auch Bitcoin in Chargen nach. Für Fear-of-Missing-Out gibt es keinen Grund. Wer jetzt noch einsteigen will, sollte zunächst die kurzfristige Richtung des Trends abwarten und dann die nächste Korrektur kaufen. Sollte sich der Vierjahres-Zyklus rund um das Bitcoin-Halving wie in der Vergangenheit wiederholen, haben wir noch Zeit: Der Höhepunkt ist dann erst in 2025 (frühestens 2024) zu erwarten und es wird genügend Möglichkeiten zum Kauf geben.