Die Börsen durchlaufen die erwartete Sommerkorrektur. Basierend auf der Saisonalität in Vorwahljahren sollten wir Ende August das Tief der Korrekturbewegung sehen. Laut Saisonalität folgt nach einer Erholung dann eine zweite Korrekturwelle, die aber nicht mehr die alten Tiefs der ersten Welle erreicht – und damit das Zeichen für ein starkes Schlussquartal liefert.
Da die Korrektur in diesem Jahr etwas später startete als das saisonale Muster, könnten sich die Marktwellen um 1-2 Wochen verschieben. Aber insgesamt ist diese Entwicklung laut Saisonalität das Verlaufsmuster für die kommenden Monate. Wir werden sehen, ob es tatsächlich so kommt.
Denn die Sorgenfalten der Börsianer wurden in den vergangenen Wochen immer größer. Einer der Hauptgründe: China. Es wurde bekannt, dass sich sowohl ein zweiter großer Immobilienentwickler als auch eine der größten chinesischen Schattenbanken in finanziellen Schieflagen befinden. Die Risse einer Finanzkrise in China werden immer offensichtlicher.
Die neuen Wirtschaftsdaten aus dem Reich der Mitte enttäuschten ebenfalls. Die Daten zur Jugendarbeitslosigkeit (offiziell 20 %) sind so schlimm, dass Beijing kurzerhand entschied, diese Zahl in Zukunft nicht mehr zu veröffentlichen. Dazu kommen die geopolitischen Sorgen um Taiwan. Kurzum: Es gibt jede Menge schlechter Nachrichten und niemand will mehr in China investiert sein.
China: „Kaufe, wenn alle anderen verkaufen“
Doch wenn die Masse der Börsianer einer Meinung ist, dann passiert an der Börse sehr oft genau das Gegenteil. Aktuell ist es Zeit, sich mit China und China-Aktien genauer zu beschäftigen. Denn an der Börse verdienen Sie das meiste Geld, wenn die fundamentalen Entwicklungen von „Katastrophal“ zu „Durchschnitt“ verbessern.
Der Grund: In dem fundamentalen „Katastrophal“-Stadium haben alle Anleger verkauft, die Aktienkurse liegen am Boden und die Bewertungen sind spottbillig. Denn es ist null positive zukünftige Entwicklung in den Aktien eingepreist. Diese extremen Unterbewertungen sorgen für die größten Gewinne. Wer kauft aktuell schon China-Aktien? Sie werden sagen: „Niemand“.
Nun, das ist eben nicht ganz richtig. Wir hören von der Wall Street, dass sich einige große Investoren bereits in handverlesenen China-Aktien positionieren. Die Argumentation für ein Comeback der China-Aktien lautet wie folgt: Die Zinssenkungen durch die chinesische Zentralbank waren wirkungslos. Das reicht nicht mehr aus.
China: Börse hat Angst, aber große Stimulationsprogramme werden kommen!
China ist inzwischen in eine Deflation gerutscht. Das ist hoch gefährlich für den chinesischen Konsum. Dadurch werden Käufe aufgeschoben, da die Preise ja in Zukunft sinken (Deflation). Wir haben in Japan gesehen, wie verheerend eine ausufernde Deflation für die Wirtschaftsentwicklung ist. Wenn der chinesischen Konsumsektor weiter einknickt, bricht die chinesische Wirtschaft komplett weg. Das kann sich Beijing auf keinen Fall leisten.
Deshalb erwartet das Smart Money und auch wir: Beijing wird die Gelddruckmaschine anwerfen und massive Stimulations-Programme auflegen. Die Betonung liegt hier auf dem Wort „massiv“. Eines davon dürfte sein: Direkte Stimulations-Schecks für chinesische Haushalte. So wie die USA im Frühling 2020 zur Bekämpfung der Covid-Pandemie. Da sah Beijing die Erfolge. Zudem würde es helfen, Millionen arbeitslose Jugendliche stillzustellen.
Dieses Szenario wird an den Börsen aktuell überhaupt nicht berücksichtigt. Aber das Smart Money erwartet, dass es schon im September und Oktober starten könnte. Das würde genau zum saisonalen Verlaufsmuster der Börsen passen: Große Stimulationsmaßnahmen in China könnten die Stimmung an den Börsen drehen.
Alibaba: Aktie steigt bereits trotz schlechter China-Nachrichten
Einer der großen Gewinner wäre dann der E-Commerce-Titan Alibaba. Denn wenn die Chinesen mehr Geld durch Stimulations-Schecks erhalten, wird mehr konsumiert. Auch der Konkurrent JD.com würde profitieren. Aber wir bevorzugen die Aktie von Alibaba, da wir hier auch noch die Fantasie von Börsengängen verschiedener Tochterfirmen gratis obendrauf kriegen.
Chart: Aktie von Alibaba seit 2021
Die Alibaba-Aktie ist aktuell viel günstiger bewertet als alle Unternehmensteile zusammen wert sind. Die Ausgliederung von Tochterfirmen und deren Börsengänge würden die wahren Werte vieler Geschäftsbereiche von Alibaba aufdecken. Das würde die Aktie beflügeln. Der Aktienchart von Alibaba zeigt uns zudem: Hier kauft jemand! Wenn die Situation in China vor dem Untergange stünde, würde die Aktie auf neuen Tiefstkursen notieren. Tut sie aber nicht.
Fazit: Die fundamentale Lage in China ist nicht gut. Aber das ist bekannt und in den Aktienkursen enthalten. Was überhaupt nicht enthalten ist: Positive Überraschungen in Form von gigantischen Stimulations-Programmen. Und die werden kommen. Spekulative Trader kaufen in kurzfristige Schwäche ausgewählte China-Aktien aus dem Hightech/Internet-Bereich, die von den Problemen im Immobilien- und Finanzsektor nicht so stark betroffen sind.
Disclaimer: Wir halten zum Zeitpunkt der Erstellung des Artikels Aktien oder Derivate auf Alibaba. Diese Positionen können jederzeit ausgebaut oder verkauft werden.