Autor: Daniel Wilhelmi
Der 24. Februar 2022 wird als der Event in die Geschichte eingehen, der die neue Periode der Deglobalisierung eingeleitet hat. Das ist historisch nicht ganz korrekt. Deglobalisierungs-Tendenzen sehen wir schon seit einigen Jahren. Doch die Russland-Krise wird der historische Wendepunkt sein, ab dem die Deglobalisierung das Schlagwort einer neuen Zeitrechnung wurde.
Merken Sie sich unbedingt auch den Ausdruck „Local Supplychain“. Dieser Begriff wird in den kommenden Jahren im Zentrum vieler politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen stehen. Länder rund um den Globus haben durch die Russland-Krise erkannt, dass es eine Frage der nationalen Sicherheit ist, bestimmte Schlüsselindustrien im eigenen Land oder bei geopolitisch stabilen Partnerländern zu haben.
Russland-Krise ist der Wendepunkt zur Deglobalisierung
Wir werden deshalb in den kommenden Jahren in bestimmten Branchen eine Rückabwicklung der Globalisierungsbewegung der letzten zwei Dekaden sehen. Denn die Eiszeit zwischen Putin-Russland und dem Westen wird die Welt nun mittelfristig begleiten. Dazu kommen die Spannungen mit China und den USA.
Die Beziehungen zwischen Russland und den USA sind auf den tiefsten Stand seit der Kuba-Krise 1962 gefallen. Die Krise erreichte damals am 16. Oktober ihren Höhepunkt. Das fast punktgenau sechzig Jahre her! Dieser Fakt zeigt Ihnen, wie tief der Graben zwischen Ost und West ist.
Traurig, aber Realität: Der Kalte Krieg ist zurück
Putin ist getrieben von einer Paranoia, dass der Westen Russland zerstören will. Der Zusammenbruch der UdSSR in den 1990er Jahren und die in seinen Augen dadurch erfahrene Demütigung der einstigen Supermacht sind für Putin wie ein Trauma. Übrigens nicht nur für ihn: Der gesamte Inner Circle um Putin denkt genauso (teilweise sogar noch radikaler). Die schweren Sanktionen des Westens bestärken Putin und seinen engsten Kreis nur noch in ihrem Tunnelblick.
Auf der anderen Seite des Atlantiks haben wir US-Präsident Biden. Er hegt seit nunmehr zwei Dekaden eine tiefe Antipathie gegen Putin. Wenn wir uns die Wortwahl der Biden-Administration in den vergangenen Wochen anschauen, dann wird klar: Putin wird für die Amerikaner als Feindbild aufgebaut.
Offensichtlich hat Biden den Kampf gegen das Putin-Regime zu seinem außenpolitischem Kernthema für den Wahlkampf 2024 auserkoren. In so einem emotionalisierten Umfeld ist an Deeskalation, ein Ende der Sanktionen etc. nicht zu denken.
Clevere Anleger setzen auf westliche Konzerne aus Schlüsselbranchen
Aktuell fokussieren sich die Börsianer auf die Sektoren Energie und Rüstung. Absolut richtig. Aber clevere Investoren denken immer schon weiter: Achten Sie auf den Chipsektor. Den Software-Sektor. Auch die großen westlichen Rohstoffkonzerne werden nun sehr spannende Investments, zumal Anleger hier satten Dividendenrenditen zwischen 6% bis 8% erhalten können. Ein doppelter Gewinn.
Wichtig ist bei diesem Investmentansatz: Jetzt ist die Größe von Unternehmen ein Vorteil. Denn es müssen schnell massive Investitionen getätigt werden. Das schaffen nur große Konzerne und keine kleine Small Cap-Firmen. Nur die großen Blue Chips haben das Know How, das Kapital, die Manpower und die Management-Fähigkeiten, um schnell Produktionsstätten, Logistikketten etc. aufzubauen.
Doch natürlich besitzen solche Blue Chip-Werte nicht das explosive Gewinnpotenzial von Small Cap-Aktien. Wer diesen Investments trotzdem mehr Gewinn-Power geben will, kann mit gehebelten Derivaten in solche Werte investieren. Große Emittenten wie Morgan Stanley bieten zahlreiche Hebelprodukte auf die großen Blue Chips an.
Fazit: Über zwei Dekaden waren „Outsourcing“ und „Global Supplychain“ die Schlagwörter bei Managemententscheidungen auf der Kostenseite. Nun hat sich die Situation um 180 Grad gedreht. Setzen Sie jetzt auf Konzerne, die von dem Trend der Deglobalisierung besonders stark profitieren werden. Neben den direkten Profiteuren aus den Branchen, achten Sie auch auf indirekte Profiteure wie z.B. Baukonzerne, die die nun kommende große Bauprojekte stemmen können.