Autor: Daniel Wilhelmi
Vor fast genau zwei Monaten schrieben wir Ihnen hier unter der Überschrift „Die unerkannte Trendwende beim Ölpreis“ über die kommende Rallye beim schwarzen Gold. Damals standen wir mit unserer Prognose allein auf einer kleinen Südseeinsel namens „Oil Rallye Island“. Doch es ist genauso gekommen, wie wir prognostiziert haben.
Inzwischen steht der Ölpreis (Sorte WTI) bei rund 91 USD/Barrel und Sie lesen überall von der neuen Rallye bei Öl und Ölaktien. Genau aus diesem Grund ändern wir nun kurzfristig unsere Haltung. Inzwischen sind nämlich so ziemlich alle Börsianer auf unserer Südseeinsel gekommen – und es ist jetzt etwas voll auf der „Oil Rallye Island“-Insel.
Das ist an den Börsen oft der Moment, an dem man das Paddelboot nimmt und die Insel verlässt. Neben der jetzt überdreht positiven Börsenstimmung pro Öl und Energiesektor spielen auch charttechnische und fundamentale Faktoren eine Rolle für unseren kurzfristigen Wechsel ins Öl-Bärenlager.
Chart: Öl (Sorte WTI) seit 2022
Öl: An charttechnischem Widerstand angekommen
Wie Sie im Chart sehen, ist WTI-Öl inzwischen an der schwere Widerstandszone um 90 bis 92 USD/Barrel angekommen. Nach dem massiven Anstieg von rund + 35 % in den letzten 2,5 Monaten ist Öl extrem überhitzt und zudem auch an der Widerstandszone angekommen. Technische Indikatoren wie MACD oder RSI befinden sich im überkauften Bereich.
Diese Dreifach-Kombination zeigt uns, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Korrektur höher ist als eine direkte Fortsetzung der Rallye. Zumal – und damit sind wir beim zweiten Punkt – die Wirtschaftsdaten aus Europa und China schlecht sind. Wobei China Öl zur Lagerung kauft (ein potenzielles Warnzeichen für geopolitische Spannungen).
Der Grund für den Anstieg war nie eine reale Nachfrage aus der Weltwirtschaft, sondern die falsche Positionierung der Non-Commercial-Spekulanten. Doch die haben inzwischen ihre großen Short-Positionen schließen müssen bzw. Long-Positionen bei Öl aufgebaut. Sie fallen damit also als weitere Käufer weg.
Die Rallye im Energiesektor ist mittelfristig noch nicht vorbei
Trader sollten kurzfristig Gewinne bei Öl oder Ölaktien mitnehmen oder über Short-Trades bei Öl nachdenken. Nicht bei den Ölwerten. Denn die Ölunternehmen sind weiterhin günstig bewertet. Sondern bei dem Rohstoff Öl.
Investoren sollten auf der anderen Seite eine kommende Schwäche bei Ölaktien zum Kauf neuer oder zusätzlicher Positionen nutzen. Denn die Ölunternehmen verdienen sich bei den aktuellen Ölpreisen eine goldene Nase. Sie haben daher bei dem aktuellen Preisniveau des schwarzen Goldes ein größeres Upside-Potenzial als der Ölpreis selbst.
Alternativ sollten Anleger unbedingt auf die Sektoren Solar und Uran achten. Wir schreiben schon seit Jahren über den Uran-Bullenmarkt, den leider kaum ein deutscher Anleger außerhalb des Investor Strategy Clubs mitgemacht hat. So ist der Uranpreis inzwischen auf den höchsten Stand seit 2011 angestiegen. Der Uran-Bullenmarkt ist voll intakt und noch lange nicht vorbei.
Fazit: Die neue Öl-Rallye entwickelt sich wie prognostiziert. Aber kurzfristig ist die Rallye überhitzt und reif für eine Korrekturwelle. Achten Sie neben Öl und den Ölaktien auf den Uransektor und Regenerative Energien. Uran hat aktuell mehr Trendfolge-Power. Aber Solar und Co. dürften mittelfristig größeres Nachholpotenzial haben.
Disclaimer: Wir halten zum Zeitpunkt der Erstellung des Artikels Aktien oder Derivate auf Ölfirmen. Diese Positionen können jederzeit ausgebaut oder verkauft werden.