Der Investment Case für die Uran-Werte hat sich nicht grundlegend verändert. Doch kurzfristig orientierte Trader müssen mehr Geduld mitbringen als gedacht. Schon mehrfach haben wir über die weltweite Renaissance der Kernenergie als Schlüsseltechnologie im Kampf gegen den Klimawandel und den Investment-Case für den Uran-Sektor berichtet. Im August haben wir die durch anstehende politische Entscheidungen besondere Chance bei den US Uran-Aktien Uranium Energy Aktie (UEC / WKN: A0JDRR) und Energy Fuels (UUUU / WKN A1W757) beleuchtet. Bei beiden Werten waren wir bereits seit 2020 investiert und konnten bis zum zwischenzeitlichen Verkauf im April diesen Jahres Gewinne von +619% bzw. +408% realisieren.
Zwei der Entscheidungen, die für extremen Rückenwind sorgen würden, stehen immer noch aus: Ein Import-Verbot für russisches Uran und die Aufnahme von Uran auf die Liste der kritischen Mineralien, die besonders gefördert werden und als unverzichtbar für die Sicherung der lokalen Energieversorgung und Industrie gelten. Derzeit sieht es allerdings nicht nach einer schnellen Umsetzung der Anträge aus. Nicht, weil die Sache vom Tisch ist, sondern weil rund um die Mid-Term-Wahlen andere Themen in den Vordergrund gerückt sind, mit denen sich mehr Wählerstimmen gewinnen lassen.
Abhängigkeit von russischem Uran soll verringert werden
Auch wenn das Import-Verbot noch nicht umgesetzt wurde, ist die Verringerung der Abhängigkeit von russischem Uran weiterhin auf der Agenda. Die zum US-Energieministerium gehörige U.S. National Nuclear Security Administration („NNSA“), hat Anfang des Jahres eine Ausschreibung für den Kauf von schätzungsweise bis zu 1 Mio. Pfund an im Inland produziertem Uran in Form von bis zu vier Aufträgen über 100.000 bis 500.000 Pfund veröffentlicht. Der US-Kongress hatte bereits im Jahr 2020 75 Mio. USD dafür bereitgestellt. Damit soll eine strategische Uranreserve für die Versorgung der heimischen Kernkraftwerke aufgebaut werden.
Im Klartext bedeutet das: Einige lokale Produzenten werden vom Aufbau der strategischen Reserve profitieren und Aufträge von der Regierung erhalten. Einer dieser Profiteure wird Energy Fuels sein. Das Unternehmen geht laut eigener Mitteilung davon aus, den ersten Verkauf von Uran für die Uranreserve an die NNSA im ersten Quartal 2023 abzuschließen und einen Bruttoerlös von insgesamt 18,5 Millionen US-Dollar zu erzielen. Das Uran, das das Unternehmen voraussichtlich an die US-Regierung verkaufen wird, befindet sich derzeit im Bestand des Unternehmens in der Konversionsanlage in Metropolis. Da der Verkauf keine physische Bewegung des Materials erfordert, ist es wahrscheinlich, dass der Deal schnell abgeschlossen werden könnte.
Was in diesem Zusammenhang extrem interessant ist: Die NNSA tätigt die Käufe für die strategische Uran Reserve von lokalen Produzenten deutlich über dem Marktpreis. So vermeldete das Unternehmen Ur-Energy (URG / WKN: A0HMUF), dass es einen Vertrag mit der Behörde über den Verkauf von 100.000 Pfund im Inland produziertem U3O8 an die nationale Uranreserve zu einem Preis von 64,47 USD pro Pfund geschlossen hat. Bedeutet: Das lokal produzierte Uran ist bereits jetzt deutlich mehr wert als der Spotmarkt-Preis.
Solange der Uran Preis nicht steigt, zündet der Investment Case nicht
In einer Sache sind sich die Experten einig: Es wird in den nächsten Jahren einen massiven Nachfrageschub nach Uran geben und die Kapazitäten müssen in großem Stil ausgebaut werden. Für den Uran-Preis sollte es langfristig also nur eine Richtung geben: Nach oben. Derzeit liegt er bei knapp 48 USD/Pfund. Damit sind wir ein ganzes Stück vom Jahreshoch aus April (63,75 USD) entfernt.
Einer der größten Einflussfaktoren auf die Preisentwicklung ist der Sprott Physical Uranium Trust. Der Trust kaufte im Jahr 2021 mehr als 24 Millionen Pfund, was etwa 25 % aller Spot-Käufe entsprach. Auch in 2022 gehen die Käufe weiter: Bis August hate der Trust bereits 16 Millionen Pfund U3O8 auf dem Markt erworben. Doch für eine Nachhaltige Steigerung des Uran-Preises ist das bislang zu wenig. Die Erwartungshaltung für den Herbst und Winter war untern den Uran-Investoren eigentlich eine andere. Derzeit sieht es so aus, als müssten wir Geduld mitbringen, bis die Rakete wieder zündet.
Risikomanagement: Trades absichern und einen langen Atem haben
Für Trader, aber auch für Investoren sollte das Risikomanagement im Fokus stehen. Die Uran-Aktien sind und bleiben extrem volatil und eine weiterhin negative Stimmung an den Börsen kann schnell für starke Bewegungen nach unten sorgen. Wer sich mit seinem Investment nicht plötzlich 30% im Minus wiederfinden möchte, sollte folgende Punkte beachten:
- Die Positionsgröße: Solange kein klarer Aufwärtstrend erkennbar ist, empfiehlt es sich, in kleineren Chargen zu kaufen bzw. erst dann die Position aufzustocken, wenn der Trend stabil ist.
- Stop-Loss setzen: Ein Stop-Loss, der genügend Spielraum für volatile Bewegungen lässt, sollte definitiv in Betracht gezogen werden. Bei steigenden Kursen kann der Stop-Loss nachgezogen werden.
- Gewinne realisieren: Scheuen sie sich nicht, ab und zu Gewinne zu realisieren.
- Einen langen Atem haben: Niemand kann derzeit sagen, ob der Uran-Preis kurzfristig steigt. Falls ja, besteht die Chance auf schnelle Kursanstiege, ja sogar eine Verdopplung ist drin, wenn die Preise auf das Niveau von April zurückkehren. Falls nein, braucht es Zeit, bis der langfristige Investment-Case aufgeht.
Fazit: Auch wenn die Preisentwicklung für Uran derzeit stagniert und die Aktienkurse der Uran-Produzenten keine klare Richtung vorweisen: Der Investment Case ist unverändert stark. Die Entwicklung zeigt, dass gerade die lokalen Unternehmen in den USA einen Wettbewerbsvorteil haben werden. Die Uran Story wird eine der größten Chancen der kommenden Jahre sein. Sie ist aber nicht ohne Risiken. Wir setzen definitiv den Fokus auf ein gutes Risikomanagement.